Weißer Ball 2019

Trotz Zwischenfall beim "WEISSEN BALL" sorgt DIRK II. VON COSMOPOLITANIEN für Stimmung

Autor: Peter W. Ragge (pwr)

Zu einem Zwischenfall kam es beim Weißen Ball des Feuerio im Rosengarten. Als zu Beginn der Inthronisation des neuen Stadtprinzen Feuerwerk-Fontänen auf der Bühne empor sprühten, setzten sie plötzlich ein Blumengebinde in Brand und hohe Flammen schlugen aus der Dekoration. Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke und Vize Stefan Hoock reagierten aber schnell. Während sie das Publikum beruhigten, schloss der Vorhang und ein Bühnenmeister vom Rosengarten sowie der Sicherheitswachdienst der Feuerwehr löschten schnell die Flammen. „Ich hatte mir ja einen anderen Beinamen ausgesucht, aber Prinz von Feuer und Flamme könnte ich mir ja noch mal überlegen“, sagte Prinz Dirk II., als er dann inthronisiert war.

„Erneut ist für die bunte Pracht, der große Vorhang aufgemacht. So steh‘ ich nun hier heiter und froh Euer Prinz vom Feuerio“: Mit diesen Worten stellte sich der neue Stadtprinz Dirk II. von Cosmopolitanien dem Publikum im Rosengarten vor. Vom Feuerio wurde der 41-jährige Flugbegleiter, als Präsident der Ketscher Karenvalsgesellschaft „Narrhalla“ ein Fasnachts-Profi, mit Fanfarenklängen als Prinz inthronisiert. „In Mannem geboren, in Ketsch daheim, wollte schon immer ein Kosmopolit ich sein. Transatlantisch groß geworden, ziert der Globus meinen Orden, im Jetset um die ganze Welt, dem stolzen Kranich unterstellt“, erläuterte der Lufthansa-Mitarbetier seinen närrischen Titel. „Gern steh ich auch im Rampenlicht, bin im Theater und der Fasnacht schon lang ein bekanntes Gesicht. Publikum tut mir stets gut, die Rampensau steckt mir im Blut“, so der 41-jährige neue Regent, der mit der von den „Sandhase“ gestellten Prinzessin Daniela I. – Mitarbetierin im „MM“-Kundenservice – die bis Anfang März dauernde Kampagne regieren und rund 300 Termine wahrnehmen wird. Darauf hat er viel Lust: „Frank und frei sag ich’s heraus, ich feier gern in Saus und Braus und nehm Euch mit an meiner Hand ins schöne Kurpälzer Narrenland“, so sein Motto: „Übung darin hab ich schon, saß 2000 auf dem Ketscher Narrenthron. Dort hab ich die Liebe zur Fasnacht gefunden, bin mit der Narrhalla fest verbunden. Jetzt gehör ich auch zum Feuerio – ganz klar, als Stadtprinz ist das so“, so Dirk mit drei kräftigen „Ahoi“.

Mit seinem Motto traf Dirk II. genau die Stimmung im ausverkauften Mozartsaal des Rosengartens. Für die, so Dirk II., „bunte Pracht“ sorgten die Feuerio-Technik und das Team von Otto-Blumen. Da am Abend vorher noch eine andere Veranstaltung stattfand, konnten sie erst in der Nacht loslegen. Von Otto-Blumen waren 14 Floristen von 4 Uhr morgens bis 14 Uhr beschäftigt. Die Planung der Dekoration hat bereits vor Weihnachten begonnen und wurde im Detail zwischen Otto Blumen und Feuerio abgestimmt. Traditionell kamen ausschließlich weiße Blumen zum Einsatz – 4000 Stück, an der Saaldecke wie auch an den Balkons und auf den Tischen. „Auf der Suche einer haltbaren Blume, die diese Vorgabe am besten erfüllt, wurde die recht neue Schnittblume Lisianthus, zu Deutsch Rosenenzian, verwendet“, berichtet Bernd Otto, Inhaber der Firma und Kreisgärtnermeister. Der Rosenenzian stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo er in Flussbetten, in der Wüste und in der Prärie wächst. In den Bundeststaaten Texas, Nebraska, Nevada und Colorado bezeichnet man die Pflanzen als Prärieenzian. Japanische Züchter kreuzten diesen Prärieenzian und legten damit den Grundstein für viele Sorten. Die Sorte, die er beim  Ball einsetzte, ist gefüllt blühend und hat rüschenartige Blütenblätter. Er ergänzte sie mit goldgefärbten Birkenzweigen und australische Silbereichen (Grevillea). Erstmals haben die Floristen dieses Jahr in nahezu allen Arrangements und Tischvasen LED-Lichterketten mit tausenden, sternartig funkelnden Birnchen verarbeitet. Auf der Bühne platzierte Otto dekorative Arrangements aus Flamingoblumen (Anthurien), Hortensienblüten und gigantischen Baumfreund-Blättern (Monstera) von 80 Zentimetern Durchmesser. Auch das nüchterne Foyer des Rosengartens wurde für die Ballnacht mit über 100 Großpflanzen in einen gemütlichen Bereich verwandelt, der die Ballbesucher an den diversen Theken zum Verweilen animierte.  Der „Freundeskreis Rosengarten“ betrieb hier erstmals eine große, stets umlagerte Bar.

Der „Weiße Ball“ ist die Veranstaltung mit der längsten Tradition im Rosengarten, die noch Bestand hat. 1906 veranstaltete der Großherzogliche Geheime Rat Carl Reiß, nach dem Reiß-Insel und Reiß-Museum benannt wurden, den ersten „Weißen Ball“ im Nibelungen-Saal des Rosengartens. Er holte sich als Partner dazu den bereits 1898 gegründeten Feuerio, schon damals nicht nur Karnevals-, sondern angesehener Gesellschaftsverein.

Alle Herren trugen schwarzen Frack, die großherzoglichen Offiziere sowie die Gardeoffiziere des Feuerio Gala-Uniform und alle Damen ein weißes Ball-Kleid. Schon seit dem Biedermeier sprach man vom „Schwarz-Weiß-Ball“, weil die Herren schwarz, die Damen weiß gekleidet waren – im Gegensatz zur Redoute, dem Masken- oder Kostümball beim Hofe des Kurfürsten. Eröffnet wurde der Abend nach der Polonaise von Reiß mit den schon damals legendären Worten, wie sie heute noch beim Wiener Staatsopernball gesprochen werden: „Alles Walzer!“ Bis zum Ersten Weltkrieg 1914 gab es den Ball, unabhängig von Fasnacht, alljährlich im Frühjahr mit Schirmherr Reiß.

Erst 1929  lebte der Ball wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Pause lang. 1968 erfolgte die Wiederbelebung, initiiert von Oberbürgermeister Hans Reschke, Feuerio-Präsident Herrmann Fischer und dem Prinz jenes Jahres, Karl-Ludwig Schmeisser. Nun fand der Ball nicht mehr im Frühjahr, sondern zu Beginn der Fasnacht und mit der Inthronisation des Prinzen als Höhepunkt statt. Inzwischen ist der Ball die angesehendste gesellschaftliche Veranstaltung der Stadt.

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