Der FEUERIO trauert um eine Ikone

„Zu meinem Hundertsten seid Ihr eingeladen! Ich werde da sein! Ihr auch?“

Mit diesen launigen Worten versuchte unser Ehrenpräsident Joachim Mayer sich selbst Mut zu machen, denn seine körperlichen Kräfte ließen sukzessive nach, was er schmerzlich einsehen und akzeptieren musste. Dennoch traf uns nun die Nachricht seines Todes völlig unerwartet. In der Nacht zum 27. Juni blieb seine Lebensuhr, im gesegneten Alter von 96 Jahren, in seinem Refugium „Weiherhof“, stehen.

Im Jahre 1928 geboren, bestimmte der Zweite Weltkrieg nachhaltig sein Leben. Eine schwere Armverletzung, die er sich als 16-jähriger Flakhelfer zuzog, machte seine Träume Pianist zu werden zunichte. Seine Eltern betrieben in Heidelberg eine große Gaststätte, und es lag nahe, eine berufliche Laufbahn in der Gastronomie anzusteuern – eine sehr gute Entscheidung, wie es sich um Laufe der Zeit herausstellen sollte.

Joachim besuchte die Hotelfachschule und erzählte immer wieder gerne von seinen Jahren bei der Christlichen Seefahrt, in deren Dienst er als Stuart stand und viele Länder dieser Erde kennenlernte.

Es folgte der Weg in die Selbstständigkeit. Was er erreichte, war einmalig. Bis zu acht Gaststätten standen parallel unter seiner Regie, darunter die Amicitia-Bewirtschaftung, der Fernmeldeturm, das „Le Bateau“ und last but not least betrieb er als Pächter die Rosengarten-Gastronomie. Alle Vorgänger waren gescheitert und mussten das Handtuch werfen. Der damalige OB Reschke überredete Joachim wenigstens für ein Jahr den Rosengarten zu betreiben und auf stabile Füße zu stellen, letzten Endes wurden daraus 27 beispielhaft erfolgreiche Jahre.

Trotz starker beruflicher Belastung schlug sein Herz immer für den FEUERIO: 66 Jahre Mitglied, 10 Jahre Senatspräsident, 4 Jahre FEUERIO-Präsident (1995-1999) und letztlich 25 Jahre Ehrenpräsident – eine einmalige, bewunderungswürdige Karriere.

Herausragend Joachims Leistung, als das FEUERIO-Schiff in schweres Wetter geraten war. Dank seiner Initiative formierte sich ein Gremium, das die Finanzpolitik auf den Prüfstand stellte. Während seiner Präsidentschaft, untergehakt mit Ex-Präsidenten und zahlreichen Förderern, wurden eine neue, stabile und richtungsweisende Basis geschaffen.

Als Krönung seiner Leistung gilt die Chronik „100 Jahre FEUERIO“, die er, zusammen mit dem feuerianischen Urgestein Heinz Schmetzer, in monatelanger Arbeit verfasste, und die er als „Werk gegen das Vergessen“ bezeichnete.

Hohe Achtung gebührt dem Verstorbenen auch mit Blick auf sein fast phänomenales Allgemeinwissen, mit dem er uns immer wieder in Erstaunen versetzte. Wir trauern, um einen großen FEUERIANER, der sich um unsere Carnevalgesellschaft in höchstem Maße verdient machte und verlieren einen konstruktiv-kritischen Beobachter des Vereinsgeschehens und geschätzten Ratgeber.

Wir werden Joachim sehr vermissen, aber in Gedanken bleibt er unter uns. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Gerd Stolze
Senatspräsident