Fasnachtsshow 2018 – Musterbeispiel an kritischem Humor

Völlig ulkiger Klamauk, hoch intelligent verpackter hintergründiger Humor vermischt mit beißender Kritik an der Politik – ob das zusammengeht? Ja, der Feuerio hat’s bewiesen. Ex-Prinz Frank Hüther brillierte bei der Feuerio-Fasnachtsshow im Rosengarten als „Mannheimer Weinkönigin“ und kreierte damit eine neue Figur, die man sich sehr gut auf Dauer vorstellen kann.

Zunächst ist es einfach nur komisch, wie Hüther als „Silvana I.“ auftritt – die gelungene Karikatur einer Weinkönigin. Doch seine „Weinprobe“ gerät dann zur in feinsinnigen Wortspielen dargebotenen hochpolitischen Bütt mit Kritik an der Kunsthallenfassade, an „hilfloser Kommunalpolitik und unterlassener Hilfeleistung der Landesregierung“ in Sachen Kriminalität sowie an „Existenzkampf und Angstschweiß der Einzelhändler“ wegen der Baustellen. Selbst an heikle Themen wie „Dumpfbacken der AfD“ oder die „braune Brut“ bei der RNV wagt er sich heran – ein Musterbeispiel der inzwischen rar gewordenen politisch-literarischen Fasnacht.

Eigentlich hätte Hüther auch eine Beifallsrakete verdient gehabt – die zündet Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke aber leider nur ein einziges Mal an diesem Abend: für seine Tochter Jessica, freilich hoch verdient. Von Oliver Althausen und Marcus Woida als gefährlich dreinblickende Bodyguards abgeschirmt, verkörpert Jessica Tschierschke (wobei Frank Hüther den Text schrieb) auf höchst amüsante Weise die amerikanische Präsidententochter Ivanca Trump. Auch das ist nicht nur sehr witzig, sondern mit teils heftiger politischer Kritik gespickt, ob an Trump, der zu kurzen Landebahn des Neuostheimer Flugplatzes oder wieder der Kunsthallenfassade.

Eine in Gestik und Betonung sehr gute, auch scharfzüngige politische Bütt liefert Protokoller Alexander Fleck, der neben dem Berliner Koalitionsgezerre ganz aktuell auch die Pannen rund um den städtischen Abfallkalender aufgreift. „Kehret um und tuet Buße“, ruft er Politikern aller Parteien zu, ausgenommen die SPD – die erhält die „letzte Ölung“.

Obwohl es also drei gute Büttenredner in den eigenen Reihen gibt, macht der Feuerio ein Experiment. „Wir wagen den Sprung von der Fasnacht zur Comedy“, so Vizepräsident Stefan Hoock – dass er sich erstmals mehr als temporeicher, humorvoller Moderator einbringt, ist für den Abend ein Gewinn. Für diese Comedy engagiert der Feuerio einen Profi – Franz Kain von den „Spitzklickern“ in Weinheim. Sein Gag-Feuerwerk rund ums Älterwerden, das er zündet, kommt ganz hervorragend an. Es ist aber das ganze Jahr zum Beispiel auch im Musikkabarett „Schatzkistl“ zu erleben, nichts Besonderes und nur für Teile des Feuerio-Publikums neu.

Dieses Publikum ist anfangs sehr zurückhaltend, zu stark auf Konsum eingestellt, nicht auf Mitmachen. Schunkelrunden mit der Thomas-Rittler-Band wirken teils eher müde. Selbst die eigentlich als Stimmungsmacher bewährten „Drei Prinzen“ (Stefan Hoock, Stefan Rinklef, Roberto Troncone) können erst im zweiten Anlauf das Publikum von den Stühlen reißen – das war schon anders. Die Musikshow der Showband „Waschlappen-Glunker“ aus Neuhausen/Fildern schafft es, dass sich eine Polonaise formiert. Wirklich in Hochform ist der Saal erst zum schwungvollen Finale des kurzweiligen, von Hoock und dem neuen Kultusminister Michael Witt konzipierten Abends mit Naro Vitale.

Den lautesten Jubel aber gibt es, mit Recht, für die Garden.

Auszug MM-pwr