Rasant tanzende Feuervögel und pfiffig-kritischer Humor

Sie flattern nicht, sie rasen rasant – mitreißend, optisch opulent, mal dramatisch und dann mit malerischer Pracht: die Feuervögel. Mit dem beeindruckenden Showtanz „Phönix aus der Asche“ beendet die Feuerio-Garde im Rosengarten ein knapp vierstündiges, durchweg kurzweilig-unterhaltsames Prunksitzungsprogramm, das bestens ankommt und bei dem lange vor den Feuervögeln der Funke überspringt.

17 „Sternchen“, die Allerkleinsten ab drei Jahren, eröffnen den Abend. Gut, die Jüngsten tapsen mehr auf der Bühne herum als zu tanzen, aber für das geringe Alter schon erstaunlich gut koordiniert – richtig süß! Schon der Schautanz der Junioren und die Gardetänze zeigen dann aber zackig-synchrone Präzision.

Mehrere Tanzpaare und Mariechen, insgesamt 15 Solotänzer, begeistern mit höchst anspruchsvollen akrobatischen wie eleganten Hebefiguren, Bogengängen, Sprüngen und Spagatvariationen. Die Choreographie haben sie eigens für diesen Abend einstudiert – denn bei den Turnieren treten sie stets mit eigenen Tänzen an. Da brandet mit Recht viel Jubel auf. „Das ist unsere geballte Gardekompetenz“, so Feuerio-Vize Stefan Hoock, der locker-sympathisch durch den Abend führt.

Tabubruch in Thüringen

Er bietet zwei gute, wenn auch unterschiedliche politische Bütten auf hohem Niveau. Alexander Fleck, seit acht Jahren in der Bütt und seit 2019 Stadtrat, kommt als „Bote aus dem Gemeinderat“. Seit dem Neujahrsempfang, wo er erstmals in dieser Rolle auftrat, hat er seinen Beitrag sehr deutlich verbessert. Er kritisiert seine eigene Partei, die CDU, für ihren „Winterschlaf“ und wünscht ihr einen Frühling mit Mä(e)rz, verurteilt – höchst aktuell – die Ereignisse in Thüringen als Tabubruch, nimmt mit bissig-treffenden Reimen Außenpolitik wie auch Bundesgartenschau aufs Korn. Auffallend nur: Als er ein Böllerverbot an Silvester fordert, regt sich – anders als bei anderen Versen – keine Hand zum Beifall.

Schon mit einer Woge der Sympathie begrüßt und später bejubelt wird Jessica Weber. Nach zwei Jahren als Ivanca Trump tritt sie nun (mit von Frank Hüther geschriebener Bütt) als Ursula von der Leyen auf. Auf sie achtet Oliver Althausen als strenger Leibwächter, und sie hat Mimik und Gestik der EU-Kommissionspräsidentin so übertrieben perfekt einstudiert, dass es eine höchst gelungene Persiflage ist.

Aber ihr Auftritt hat es auch inhaltlich in sich, vom herrlich bösen Spott über die Brückenprobleme von Ludwigshafen bis zum Versprechen, Kurpfälzisch als 25. Amtssprache der EU einzuführen. Das ist echt gute Fasnacht, politisch-kritisch und originell-witzig zugleich. Doch der Feuerio bedient auch Gäste, die einfach nur lachen möchten – mit einem Gast: die Entertainerin Daphne de Luxe, bekannt von Fernsehauftitten und Kabarettpreisen wie auch Abenden im „Schatzkistl“.

Fasnacht ist sonst nicht ihr Metier. „Es ist eine eigene Welt, man kann sich leicht verirren“, sagt sie – und in der Tat wirkt sie unter all den Feuerio-Akteuren des sonst nur aus eigenen Reihen gestalteten Programms eher wie ein Fremdkörper. Aber ihre Mischung aus Comedy und Live-Gesang, garniert mit viel Selbstironie, Situationskomik und schnoddriger Schlagfertigkeit, kommt sehr gut an. Ohne Zugabe darf die rhythmisch beklatschte „XXL-Barbie“, wie sie genannt wird, nicht gehen, auch wenn nicht alle ihre Gags „Feuerio-Like“ sind.

Blödsinn mit Niveau

Nach vierjähriger Pause endlich wieder dabei ist das Duo Frank Hüther und Andreas Schuff als „Dr. Dubbes und Fraa Dabbes“. Sie bieten dem Publikum, das Kokolores mag, klasse Blödsinn mit Niveau und herrlichen Wortspielen. Man muss aber ein bisschen Nachdenken dabei. Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke zündet auf sie eine verdiente Beifallsrakete. Die hätten aber auch die „Drei Prinzen“ verdient gehabt. Als im Programm plötzlich eine zehnminütige Lücke entsteht, springen Stefan Hoock, Stefan Rinklef und Roberto Troncone erst ganz spontan mit ein paar Titeln ein – und später dann das schwungvolle Finale zu bestreiten. Schnell formiert sich im Saal eine Polonaise, dann tanzt das Publikum vor der Bühne – da reichen zwei Zugabe nicht. Sie erzeugen eine richtig gute Partystimmung.

(Copyright: Mannheimer Morgen)

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