„Weißer Ball“ 2018 – Der Saubermann ist im Amt

Vier funkensprühende Fontänen schießen empor, dann kommt er: Marcus Walker. Beim ausverkauften „Weißen Ball“ im traumhaft geschmückten Mozartsaal des Rosengartens hat der Feuerio den 31-jährigen Gebäudereinigungs-Unternehmer als Stadtprinz Marcus I. von Blitz und Blank inthronisiert.

Erneut hat sich gezeigt: Der Abend ist das gesellschaftliche Top-Ereignis der Region, in festlicher, ja glanzvoller und doch nicht steifer Atmosphäre. Die Gäste erleben einen „wunderschönen guten Abend“, wie ihn Feuerio-Vize Stefan Hoock als galanter Moderator wünscht. Und Feuerio-Kultusminister Michael Witt weiß, neue Akzente zu setzen. So gibts schon im Foyer zur Einstimmung augenzwinkernd-humorvolle Lieder des A-Cappella-Comedy-Quartetts „Männer ohne Nerven“. Dann ein ungewöhnlicher, dennoch sehr gut passender Auftakt: der neue Showtanz der Gemischten Garde. Über 40 junge Leute wirbeln in einer äußerst aufwendigen, fantasievollen Choreographie über die Tanzfläche, in der sie in komplett selbst genähten Kostümen die Geschichte von Goethe und Schiller präsentierten – und riesigen Jubel ernteten.

Ebenso bejubelt wird Stadtprinzessin Miriam I., als sie zu „Only you“ sehr souverän und strahlend hereinschreitet, schlagfertig Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke (der es sonst nicht so mit korrekten Namen hat . . .) dafür lobt, dass er ihren Namen richtig ausspricht. „Crystallize“ des amerikanischen Geigers Lindsey Stirling kündigt dann den neuen Regenten an. „Da ist er, groß und kräftig“, stellt ihn Tschierschke vor. Von den Vorgängern ist nur sehr kurz die Rede. „Ein schöner Prinz, ein erfolgreiches Prinzenpaar“, dankt der Präsident Christopher Corr und Kim Schreiner, die 2017 regierten und beide im Saal anwesend sind, aber nicht mehr gemeinsam auftreten.

Zwar eilt Walker die Showtreppe –sichtlich nervös – zu schnell herab, gerät die Amtsübergabe eher geschäftsmäßig als feierlich. Und doch wirkt der neue Regent in seiner Natürlichkeit auf viele Ballgäste sympathisch, auch wenn er sein Motto (wie zuletzt Prinz Claus Eisenmann 1998) teilweise von großen, auf den Bühnenboden geklebten Din A 3-Blättern abliest. Tschierschke charakterisiert ihn als „Mann mit sehr gutem, großen Herzen“. In seinem von einem Werbetexter geschriebenen Motto gibt der neue Prinz viel Selbstbewusstsein vor, bezeichnet sich als „mit allen Wassern gewaschen“ und kündigt an, Müdigkeit von Narren werde von ihm gleich „weggeputzt“.

Bürgermeister Michael Grötsch trifft es dann sehr gut, als er den neuen Prinzen „putzig“ nennt. Zwar habe die Stadt sein Reinigungsangebot „nicht nötig – wir blicken durch“, so Grötsch in seiner humorvollen Rede. Dem Feuerio dankt er für den „ganz, ganz toll geschmückten Saal“ und dafür, dass er seit 1899 die Tradition der Mannheimer Fasnachtsprinzen pflegt – „ohne Zuschuss!“

Der prachtvolle Anblick der rasant und perfekt synchron tanzenden Feuerio-Funken lässt den eher nicht ganz so synchronen Eröffnungswalzer des neuen Prinzenpaares schnell vergessen. Und dann wird eh gefeiert – lange, ausgiebig, gut. Die „Bajazzo“-Bigband bewährt sich dafür erneut.

Mit den „Queens of Soul“ stürmen dann energiegeladene Frauen die Bühne. Die sechs Sängerinnen mit großen Stimmen sind manchen Gästen zwar viel zu laut, andere können indes gar nicht genug bekommen von den mitreißend-rockig dargebotenen Soul-Titeln von Tina Turner, Diana Ross und Whitney Houston, sie erkämpfen sich mit rhythmischem Applaus eine Zugabe – „Simply the best!“ Und dank „Amokoma“ geht es danach im Foyer weiter, bis weit in den frühen Morgen.

MM-pwr