So voll ist es hier nie, schon gar nicht Montagsabends, zwischen „Stullenküche“, „Emma Wolf“ und „Die Küche“ im Untergeschoss des Stadtquartiers Q 6/Q 7. Doch erstmals hat der Feuerio hier den Auftakt der neuen Fasnachtskampagne gefeiert – mit sehr guter Resonanz.
Gardisten stehen schon am Treppenabgang vom Münzplatz Spalier. Und unten sieht man nicht nur Feuerianer, sondern auch Vertreter vieler anderer Mannheimer Vereine, zudem der „Grumbe“ aus Heddesheim“ oder der „Narrhalla“ Ketsch. Und selbst Roswitha Schneider kann in Ruhe ein Bierchen trinken. „Ganz ungewohnt“, sagt sie, zählt sie doch zum Feuerio-Wirtschaftsstab der sonst stets zapfen muss. Das übernimmt nun das Team vom Quartier.
Punkt 19.11 Uhr läutet Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock mit einer großen Messing-Schelle. „Es ist genau acht Stunden nach 11.11 Uhr“, sagt Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke und ruft erstmals wieder laut den Schlachtruf „Ahoi“ aus und lässt die Garde aufmarschieren.
„Wir haben eine neue Idee geboren“, freut er sich, dass der Feuerio erstmals in Q 6/Q 7 feiern kann – „bei tropischen Temperaturen unter Palmen, ohne Regen und Schnee wie in Köln und Mainz“, so Tschierschke. Zwar wollte der Feuerio zunächst auf dem Münzplatz feiern, aber Hendrik Hoffmann, der Geschäftsführer des Quartiers, überzeugte die Fasnachter, dass es überdacht viel schöner ist – und er behielt recht, wie der Andrang zeigt. „Ich hoffe, das wird hier keine Eintagsfliege“, begrüßt Hoffmann die Fasnachter. Er freue sich, dass so ein traditionsreicher Verein wie der nun 121 Jahre alte Feuerio das Stadtquartier für sich entdecke. „Wir werden damit immer mehr zum Teil des öffentlichen Lebens, und das wollen wir auch – und hier geht noch mehr“, so Hoffmann. Dann hält er den Zapfhahn ans Spundloch, als der noch amtierende Stadtprinz Dirk II. (Dirk Berger) das Fass Eichbaum-Freibier ansticht. Er braucht indes rund ein Dutzend Schläge. Tschierschke lobt ihn dennoch: „Er war ein hervorragender Prinz, wir werden ihn vermissen – aber seine Tage sind gezählt“, verweist der Feuerio-Präsident auf den „Weißen Ball“ im Januar, wenn der Nachfolger inthronisiert wird.
Orden erinnert an Siemens
In Großformat enthüllt er den Orden, den die Feuerianer in der neuen Kampagne tragen. Wieder würdigt der Verein damit eine Mannheimer Erfindung – diesmal den ersten elektrischen Aufzug, den Werner von Siemens 1880 auf der Pfalzgauausstellung im späteren Friedrichspark erstmals präsentiert hat.
Dann darf gefeiert werden: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ – der Jürgen-Marcus-Hit passt so wunderbar zur neuen Kampagne, und damit legen die „Drei Prinzen“ los. Anfangs sind sie aber nur ein Duo (Stefan Hoock, Roberto Troncone), doch beim dritten Titel („Mich hat ein Engel geküsst, der mir erschienen ist“) erscheint auch der dritte singende Ex-Prinz Stefan Rinklef. Dann erlebt das Untergeschoss des Stadtquartiers seine erste Fasnachtsparty – sicher nicht die letzte.
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 12.11.2019, Peter W. Ragge